Tagwache um 06.00 Uhr.
Ausgiebiges Frühstück und Lesen meiner letzten Korrekturen.
Computer hochfahren, den üblichen Haushaltskram erledigen. Nebst dem Schreiben habe ich Familie, die ab und zu gebauchpinselt werden muss. E-Mails checken. Diese kommen meistens mit Verzögerung oder gar nicht bei mir an. Unbedingt den Computer-Fachmann kommen lassen.
"Künstlerpech" öffnen und Korrekturen anbringen. Wenn ich am Text weiterschreibe, komme ich meistens gut voran. Das Ende ist absehbar. Doch oft leiten mich die Protagonisten auf eine andere Fährte. Prüfen, ob unter "Eigenschaften" die erforderliche Anzahl Buchstaben mit Leerschlägen noch nicht ausgeschöpft ist. "Künstlerpech" darf im Umfang "Aschenputtel" nicht übersteigen. "Engelfinger" war eindeutig zu umfangreich. Doch das verzeihe ich mir, weil es Kramers erster Fall war.
Schon wieder das gleiche Wort geschrieben. Googeln, ob es passende Synonyme gibt. Das Internet bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Trotzdem stehen ein Duzend Duden auf dem Bücherregal bereit. Sie verstauben allmählich.
Unglaublich! Der Chef der Sondereinheit findet doch tatsächlich einen Stollen. Der war gar nicht vorgesehen. Der tauchte irgendwann mal auf. Spontan dazu kommen mir Bilder aus der Zeit vor dem Mauerfall in den Sinn. Da gab es auch solche Stollen, die von Ost nach West führten.
Recherche? Klar, recherchiere ich. Man kann NIE über etwas schreiben, das man nicht selbst erlebt hat. Meine Erlebnisse beruhen auf Realität, Lesen, Filme ansehen und einer begnadeten Fantasie. Kopfkino nenne ich es. Oftmals lässt sich jedoch die Realität von der Fiktion nicht auseinanderhalten.
Wo bin ich stehen geblieben? Ach ja, ein Künstler, der eine etwas dubiose Rolle übernimmt, sollte noch beschrieben werden. Ich sehe ihn klar vor mir. Es gibt ihn wirklich, zumindest die Bilder, die er gemalt hat.
Schreibend befreie ich mich von meinen Schatten. In meinen Krimis kann ich die dunklen Seiten ausleben.
Ich beobachte Menschen. Kaum jemand entgeht meiner Fantasie. Ich sehe bloss die Oberfläche. Das Dahinter stelle ich mir vor. Menschen faszinieren mich - auch die bösen. Ich will in ihre Abgründe blicken, erfahren, was sie zu einer Untat getrieben hat. Man kann auch mit dem Täter eine Beziehung aufbauen. Wir sind alle mal Kinder gewesen. Erbgut, Erziehung, Umfeld, Geografie, Geschichte und Religion verändern unser Wesen.
Das Mittagessen vergesse ich - wie üblich. Ich brauche die geistige Nahrung mehr als alles andere. Am Nachmittag unterbreche ich meine Arbeit. Muss raus an die frische Luft zum Wandern, Radfahren oder im Winter ins Fitness. Finde ich zwar total bescheuert diesen Fitnesswahn. Doch Bewegung tut gut, befreit meine überbelasteten Gehirnzellen.
Mein Arbeitstag endet meistens erst um 22.00 Uhr.
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